Am 11.05.2021 konnten zwei neue und besondere Einsatzfahrzeuge offiziell an die Feuerwehr übergeben werden. In Sachsenhausen wurde ein Wechselladerfahrzeug (WLF) mit 4 Abrollbehältern und in Netze ein Mittleres Löschfahrzeug (MLF) stationiert. Beide Fahrzeuge sind bereits seit mehreren Monaten im Einsatzdienst, konnten aber durch die Corona-Pandemie erst jetzt offiziell übergeben werden.
Die Veranstaltung startete mit kurzer Verspätung aufgrund eines Einsatzes der Feuerwehr Sachsenhausen, wo unter anderem auch das WLF benötigt wurde, unter Einhaltung der Hygieneregeln in kleiner Runde. Bürgermeister Jürgen Vollbracht begrüßte die Stadtbrandinspektoren, die Wehrführungen aus Sachsenhausen und Netze, die Mitglieder des Magistrates und die Fraktionsvorsitzenden an der Stadthalle in Sachsenhausen mit einem kurzen Grußwort. Stadtbrandinspektor Andreas Przewdzing stellte die wichtigsten Fakten zum Wechselladerkonzept und dem MLF vor. Er bedankte sich bei den politischen Gremien für die Bereitstellung der rund 420.000€ zur Verbesserung des Brandschutzes und der allgemeinen Hilfe für die Bevölkerung. Er betonte, dass die Fahrzeuge nicht für die Feuerwehr, sondern für die Sicherheit der Bevölkerung angeschafft wurden. Stadtverordnetenvorsteher Werner Pilger bedankte sich für die Einladung und freute sich, dass die notwendigen Haushaltsmittel nach einigen Beratungen durch die Stadt bereitgestellt werden konnten. Er ging besonders auf die leider immer größer werdende Personalknappheit in Freiwilligen Feuerwehren ein und hebt hervor, dass es gerade deshalb wichtig sei, die Feuerwehr mit modernster Technik auszustatten, damit durch technische Ausrüstung auch mit wenig Personal bestmögliche Hilfe geleistet werden kann und die Einsatzkräfte motiviert werden. Nachdem alle Reden abgehalten waren, stellte der Bürgermeister offiziell die Fahrzeuge in den Dienst der Stadt Waldeck. Anschließend wurden den politischen Gremien die Fahrzeuge und dessen Funktionen vorgestellt und einzeln besichtigt. Für das gemeinsame Foto wurden die Gesichtsmasken kurz abgesetzt.
Das in Sachsenhausen stationierte Fahrzeug auf Basis eines 7,5t Mitsubishi Fuso ist mit seinen 4 Abrollbehältern das erste Wechsellader-System im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Es ist speziell auf die einsatztaktischen Belange der Feuerwehr Stadt Waldeck abgestimmt. Das WLF wird bei Einsätzen in der gesamten Stadt Waldeck eingesetzt. Das Fahrzeug wurde seit Inbetriebnahme bereits bei 15 verschiedensten Einsätzen eingesetzt. Es steht ebenfalls für die überörtliche Hilfe bei Einsätzen in anderen Kommunen gerne auf Anforderung bereit, z.B. mit dem AB Flutlicht bei Dunkelheit, dem AB Mulde/Wasser bei Waldbränden oder dem AB Brand/Feuer bei Großbränden mit seinem Einsatzstellenhygieneraum. Der Vorteil eines Wechselladersystems besteht darin, dass man es erweitern kann, ohne weitere Fahrgestelle vorhalten zu müssen. Es ist an die räumlichen Gegebenheiten des Feuerwehrhauses sowie unsere Einsatzlagen speziell angepasst. Das Fahrzeug ersetzt den Gerätewagen-Nachschub (Bj. 1993) und das Flutlichtmastfahrzeug (Bj. 1983), die damals jeweils in Eigenleistung ausgebaut wurden.
Der Abrollbehälter Technische Hilfe ist für die verschiedensten Hilfeleistungseinsätze individuell konzipiert. Auf ihm ist eine umfangreiche Ausstattung für die Bewältigung und Absicherung von Ölspuren und Öl auf Gewässern verlastet. Außerdem Ausrüstung für kleinere Gefahrenguteinsätze sowie Unwettereinsätze. Mit dem Abrollbehälter Brand schlagen wir neue Wege zur Verbesserung der Einsatzstellenhygiene ein. Die Einsatzkräfte können im Hygieneraum direkt an der Einsatzstelle vor den Gefahren der Langzeitkontamination und somit vor Gesundheitsgefahren im Feuerwehrdienst geschützt werden. Der Hygieneraum ist elektrisch beheizt. Außerdem kann er von Löschfahrzeugen mit Wasser eingespeist werden, welches am Handwaschbecken elektrisch erwärmt wird. Zudem sind auf ihm Ausrüstungsgegenstände für größere Brandeinsätze verlastet, wie z.B. 200l Schaummittel, 880m B-Schlauch, ein 5000l Faltbehälter, ein Schnelleinsatzzelt, Wasserentnahme-Armaturen und die neue Multifunktionsleiter. Der Abrollbehälter Mulde ist für den Transport kontaminierter Einsatzmittel von der Einsatzstelle geeignet und wurde zudem in Eigenleistung zu einem 10.000l großen Wasserreservoir für Waldbrände inkl. A-Saugvorrichtung und B-Einfülleinrichtung umgebaut. Der Abrollbehälter Flutlicht besteht aus der Plattform des in der Vergangenheit schon sehr oft bewährten Flutlichtmastfahrzeugs, mit bis auf 8,5m hydraulisch ausfahrbaren Polyma-Lichtmast. Der Lichtmast wurde in Eigenleistung mit 6 blendfreien je 23.000 Lumen starken LED-Scheinwerfern und einem Super Silent Stromaggregat mit einer Leistung von 14 KVA aufgerüstet.
Die Planungen des Wechselladers begannen bereits vor gut 2 Jahren. Es wurden Angebote durch die Verwaltung in sehr enger Zusammenarbeit mit den Stadtbrandinspektoren eingeholt und Beratungstermine mit Mercedes Benz und den Aufbaufirmen Komtec und Heinz Meyer Feuerwehrbedarf abgehalten. Bei diesen möchten wir uns an dieser Stelle auch nochmal für die sehr gute Zusammenarbeit bedanken. Ende 2019 konnte nach mehreren Beratungs- und Besichtigungsterminen der Auftrag an die Firma Komtec als Generalunternehmen durch die politischen Gremien erteilt werden. Die Anschaffungskosten i.H.v 220.000€ für Fahrzeug und Abroller wurden auf 2 Haushaltsjahre verteilt sowie für die Abroller ein Zuschuss aus der Hessenkasse beantragt. Im April 2020 konnte der Wechsellader mit dem AB Mulde nach Sachsenhausen überführt werden. Im November 2020 konnte dann das Fahrzeugkonzept durch die Abrollbehälter Technische Hilfe und Brand vervollständigt werden. In der Zwischenzeit wurde die Plattform des Flutlichtmastfahrzeugs teils in Eigenleistung in einen Abrollbehälter umgebaut. Am neuen Fahrzeug wurden 20 Maschinisten in den letzten Monaten umfangreich von einem Ausbilderteam einzeln ausgebildet. Hiezu gehört u.a. auch das Auf- und Absatteln sowie Rangieren der Abroller. Um die Einweisung in die Bedienung und Beladung der Abrollcontainer Corona-konform zu gestalten, drehten wir mehrere Ausbildungsvideos, die sich die Einsatzkräfte online ansehen konnten.
Mittleres Löschfahrzeug (MLF) auf 7,5t Fahrgestell mit 1.000l Löschwasser
Das in Netze stationierte Fahrzeug auf Basis eines 7,5t Iveco Daily und Magirus Aufbau ist ein individuell auf die Stadt Waldeck angepasstes Löschfahrzeug. Der Staffelbesatzung steht eine moderne feuerwehrtechnische Beladung für vielfältige Einsätze zur Verfügung. Das Fahrzeug ersetzt ein altes Löschgruppenfahrzeug 8 (Bj. 1989) und bringt 1.000l Löschwasser aus dem verbauten Löschwassertank mit einer fest verbauten Feuerlöschkreiselpumpe FPN 10-1000 zur Einsatzstelle. Damit ist es das erste wasserführende Fahrzeug in Netze. Zudem ist das Fahrzeug mit einem durch den Fahrzeugmotor betriebenen LED-Lichtmast ausgestattet. Neben der Beladung nach Norm für Brandeinsätze und einfache technische Hilfeleistungseinsätze bringt das Fahrzeug Ausrüstung zur Schachtrettung und weitere Zusatzbeladung mit zur Einsatzstelle.
Die Planungen des MLF begannen bereits im Jahr 2018. Durch die Stadtverwaltung wurde in Zusammenarbeit mit den Stadtbrandinspektoren das Fahrzeug ausgeschrieben. Hierbei gab leider nur 1 Bieter ein Angebot ab. Daraufhin wurde die Ausschreibung zurückgezogen und erneut ausgeschrieben. Bei dieser Neuausschreibung gaben 2 Bieter ein Angebot ab und der Zuschlag konnte an die Firma Magirus in Ulm erteilt werden. Es folgten 3 Termine in Ulm zur Baubesprechung und es wurde ein individuelles Beladungskonzept erarbeitet. Im Februar 2020 konnte nach 2-jähriger Planungs- und Bauphase das Fahrzeug durch eine Abordnung der Feuerwehr Netze in Ulm abgeholt werden. Das Fahrzeug mit einem Anschaffungswert von 200.000€ wurde zu 33% durch die Brandschutzförderrichtlinie des Landes Hessen bezuschusst.